Studieren mit Familienaufgaben – eine studentische Mama im Interview

Der Hauptcampus. (c) Friederike Olsson

Beim klassischen Studieren denken viele an ein unbeschwertes Leben mit vielen Freiheiten, uneingeschränkter Flexibilität und „Halli Galli“. Ein Studium muss aber nicht zwangsläufig so aussehen. So gibt es zum Beispiel das Studieren mit Familienaufgaben. „Familienaufgaben“ ist dabei ein breit gefächerter Begriff, der nicht nur beispielsweise die Pflege von Familienmitgliedern, sondern auch die Betreuung eigener Kinder meint. Sich neben dem Studium Familienaufgaben zu widmen, ist herausfordernd, aber nicht unmöglich. Wer neben ihrem Masterstudium Mutter zweier Töchter ist, ist Dana. Wenn du wissen möchtest, wie Dana ihr Familienleben und Studium unter einen Hut bekommt und du dich womöglich fragst, ob das auch für dich in Frage kommt, erfährst du hier in diesem Interview.

Wer ist Dana? Dana ist eine Studentin der Uni Hildesheim und studiert seit Oktober 2019 den Master Medientext und Medienübersetzung (MuM), derzeit in Teilzeit im 5. Semester. Vor ihrem Masterstudium absolvierte sie einen Bachelor in England. Neben ihrem Student_in-Dasein ist Dana Mama einer dreijährigen und einer fast einjährigen Tochter.

Im ersten Semester, Wintersemester 2019/2020, erlebte Dana das Studium noch vollständig in Präsenz, bevor dann schnell ins Online-Format gewechselt wurde. Während viele Studierende mit dem Online-Studium gar nicht klarkommen, genießt Dana die Freiheiten, die damit einhergehen: „Das Home-Office während Corona hat mir da echt in die Hände gespielt. Es ist ein ganz schöner Ausblick mit Baby auf der Brust vor dem Laptop. Da ich nicht in Hildesheim lebe, konnte ich mir so die Pendelzeit sparen“. Die ersten beiden Semester studierte Dana noch in Vollzeit, im dritten Semester belegte sie dann aufgrund ihrer Schwangerschaft „nur“ noch drei Kurse – ein Teilzeitstudium also. Für ihre Kinder war die neue Situation zunächst etwas schwieriger. „Meine Tochter war einfach zu klein, um zu verstehen, dass, obwohl ich in der Wohnung bin, halt trotzdem eigentlich nicht kann und nicht da bin.“ Zum Glück konnte Dana voll und ganz auf ihre Freund_innen zählen, bei denen sie für eine Weile sogar ein persönliches Büro gestellt bekommen hat, wenn es zuhause mit der Konzentration nicht so glatt lief.

Für Situationen wie diese gibt es eine Kinderbetreuung des Studentenwerks, das Studierende und Angehörige der Uni Hildesheim nutzen können. Diese reicht von einer Kita bis hin zu einer flexiblen Kinderbetreuung, bei der Kinder während des Semesters nachmittags stundenweise betreut werden können, einer Ferienbetreuung sowie einem Kindersportangebot in der Uni.

,,Mir wurde immer wieder gesagt, dass die Uni Hildesheim viele Möglichkeiten bietet, um mit Kind bzw. Kindern zu studieren.“

Auch Dana wurde direkt zu Beginn ihres Studiums über die vielen Angebote aufgeklärt, allerdings hatte sie bereits einen Krippenplatz für ihre Tochter, sodass sie keine weitere Unterstützung von der Uni benötigte. Ein feststehender Stundenplan und die Tatsache, dass Dana in Hannover lebte, trugen ebenso dazu bei, dass sie die Kinderbetreuung in Hildesheim nicht in Anspruch nahm. Das soll aber nicht heißen, dass Dana die Betreuung nicht für gut befindet: „Das ist eine tolle Sache, vor allem, weil man sein Kind gleich vor Ort hat. Meine Situation ist ja jetzt wahrscheinlich nicht „die Typische“. Unsere Familiensituation war ja schon irgendwie „gesettled“ und dadurch ging der Alltag auch ohne die Kinderbetreuung der Uni sehr gut.“

Während ich mich mit Dana unterhalte, schießt mir immer wieder die Frage durch den Kopf „wie schaffst du das bloß“, wie bekommt sie Familie und Studium unter einen Hut? Ich persönlich ziehe meinen Hut vor ihr, da ich gefühlt nur vom Studium schon überfordert bin. „Es ist aber wirklich einfach sehr sehr anstrengend, wenn man während des Studiums nicht nur für sich selbst verantwortlich ist und sich oft zerrissen und verzweifelt fühlt.“ Auf die Frage, wie Dana ihr Leben trotz alledem wuppt, antwortet sie: „Wie ich das schaffe … mit tollen Kommilitoninnen, das muss ich ganz doll sagen! Vor allem aber natürlich letztes Semester mit der Doppelbelastung durch Corona. In einigen Seminaren konnte ich die Abgaben auch mal etwas nach hinten schieben und bei Gruppenarbeiten haben sich die Kommiliton_innen immer nach mir gerichtet und waren super flexibel. Das war echt toll.“

Außerdem lobt Dana das Verständnis und Entgegenkommen der Seminarleitenden. „Klar gab es hier und da auch mal welche, die dann auch nicht so super nett waren und meinten, wir müssten ja fair bleiben mit den anderen Studierenden“, aber auch in solchen Situationen ließen sich immer Lösungen finden. So war zum Beispiel einmal die Krippe geschlossen und auch Danas Mann hatte keine Zeit, sodass sie ihre Tochter mit zum Kurs brachte. Ich war an dem Tag live dabei und erinnere mich noch daran, dass als plötzlich ein Kind die Stimmung im Seminar aufhellte. Im Normalfall, sagt Dana, kann natürlich auch die Familie helfen, die in ihrem Fall aber nicht vor Ort war. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Köln und genießt es, ihre Familie in greifbarer Nähe zu haben. Neben ihrem vorrangigen Status, wenn es darum geht, Plätze in Seminaren zu erhalten, steht Dana außerdem in gutem Kontakt zum Prüfungsamt und zu der Studiengangsbeauftragten von MuM. „Frau Jaki war meine Kummerkastentante“ erzählt sie.

Welche Tipps hat Dana an studierende Eltern? Dana rät „jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die man in Anspruch nehmen kann. Man hat immer das Gefühl, nicht genug für sein Kind zu tun. Ich sag immer so gern: Mit der Plazenta kommt auch das schlechte Gewissen raus. Es ist extrem schwierig, sein Kind abzugeben. Aber ich glaube, dass solange das Kind eine gute Bindung zur Mutter hat, tut es dem Kind nicht weh, auch mal woanders zu sein. Abgeben ist wichtig, Arbeit abgeben ist wichtig. So kann man sich zum Beispiel auch mal mehr Zeit fürs Studium nehmen.“ Dabei betont sie auch noch einmal, wie wichtig es ist, sich auch Zeit für sich selbst zu nehmen. „Die Balance halten“, sagt sie. Wenn du also das Gefühl hast, dass dir beim Studieren mit Familienaufgaben alles zu viel wird und dir Arbeit abgenommen werden muss, sei mutig und kommuniziere es offen und ehrlich. Wünschenswert, empfiehlt Dana, wäre auch ein privater Elterntreff, um einen Austausch zwischen studierenden Eltern zu ermöglichen. Aber auch bei anderen Familienaufgaben, wie bei der Pflege von Angehörigen, wäre ein Austausch dieser Art bestimmt gerne gesehen. Einzig und allein zu hören „mir geht es genauso“ ist schon enorm hilfreich, sagt sie.

Vielen Dank für das spannende Interview und die Einblicke in dein Leben, Dana! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und haben großen Respekt vor dem, was du leistest.

Wenn auch du Wünsche oder Anregungen für dieses Thema hast, dann schreibe uns gerne. Schau‘ auch mal beim „audit familiengerechte hochschule“ vorbei. Weitere Infos über das Studieren mit Familie findest du hier: https://www.uni-hildesheim.de/gleichstellungsbuero/projekte/auditfamiliengerechtehochschule/studieren-mit-familie/. Für werdende Eltern ist folgender Link interessant: https://www.uni-hildesheim.de/gleichstellungsbuero/projekte/auditfamiliengerechtehochschule/fuer-werdende-eltern/.

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