Am 23. April war der Welttag des Buches. Ich bin ein großer Fan von Literatur, vom Lesen und Schreiben, was sich auch in der Wahl meines Studiums wiederfindet, also Kulturwissenschaften mit Hauptfach Literatur. Bevor Bücher gelesen werden können, müssen sie zunächst einmal geschrieben und verlegt werden. Um diese Arbeit kennenzulernen, habe ich ein Praktikum bei einem kleinen, unabhängigen Publikumsverlag mitten in Hildesheim gemacht und möchte dir nun ein bisschen von meinen Erfahrungen und den Aufgaben erzählen.
Ich wollte in meinem Praktikum „etwas mit Literatur“ machen und bin dadurch schnell auf die Institution Verlag als Teil des Literaturbetriebes gestoßen und beim Verlag Monika Fuchs in Hildesheim gelandet. Dort habe ich drei Monate verbracht und konnte Einblicke in die Abteilungen eines Verlages erhalten und erfahren, welche Prozesse vom Manuskript zum fertigen Buch anstehen.
Der Verlag Monika Fuchs besteht im Wesentlichen aus der namensgebenden Gründerin und Verlegerin, ist also ein „Ein-Frau-Betrieb“. Sie allein ist also verantwortlich für die Planung und Durchführung sämtlicher Aufgaben in allen Abteilungen. Das hat mir als Praktikantin die Möglichkeit gegeben, im aktuellen Tagesgeschäft mitzuarbeiten und alle Tätigkeiten und Arbeitsschritte eines Verlages aus unmittelbarer Nähe kennenzulernen. So habe ich beispielsweise ein eigenes Lektoratsprojekt bekommen, bei dem ich die Arbeit direkt am Text ausprobieren konnte. Ein Lektorat beinhaltet, das Manuskript auf Logiklücken in der Handlung und Auffälligkeiten hinsichtlich des Stils und Inhalts zu überprüfen und zudem Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung zu korrigieren. Bei diesem Buchprojekt war ich außerdem sogar an der Entscheidung für den Buchtitel und das Cover beteiligt.
Neben dieser Textarbeit gibt es in Verlagen auch noch viele weitere Aufgabengebiete. So habe ich für den Vertrieb Päckchen gepackt, für die Verwaltung Rechnungen und Lieferscheine ausgestellt und einsortiert, mich mit Lizenzen von Bilddatenbanken für den Innenteil einer Anthologie beschäftigt und mich in der Rechteabteilung in Autor_innen-Verträge eingelesen. Verlage bieten Arbeitsfelder für verschiedene Fertigkeiten, so sind zum Beispiel für die Bereiche Kalkulation und Verwaltung auch betriebswirtschaftliche Vorbildungen sinnvoll.
Darüber hinaus war ich im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Marketing beschäftigt. Denn Bücher verlegen ist schön und gut, sie müssen jedoch auch beworben werden, um bei Leser_innen anzukommen. Dabei habe ich vor allem Pressemitteilungen geschrieben, nach Multiplikator_innen und Zielgruppen recherchiert oder einen Newsletter konzipiert.
Ich fand die Zeit des Praktikums super interessant und konnte viel Neues lernen. Durch die Größe des Verlages war ich nicht wie eine Klischeepraktikantin mit Kaffee kochen und kopieren beschäftigt, sondern konnte an allen aktuellen Projekten mitarbeiten. Jeder Tag war anders und durch die wechselnden Aufgaben wurde die Arbeit nicht langweilig. Wobei ich auch an Verwaltungs-, Sortier- und Rechercheaufgaben Spaß habe, was andere vielleicht sterbenslangweilig finden. Durch die enge und gute Zusammenarbeit mit Frau Fuchs konnte ich tiefe Einblicke in die Verlagsarbeit gewinnen. Besonders bereichernd fand ich es, den Fortschritt im Entstehungsprozess der Bücher zu beobachten, also vom unformatierten Word-Dokument zum gesetzten, fertigen, illustrierten Buch.
Wenn dich weitere Praktikumserfahrungen interessieren, kann ich dir den Text von Thassilo empfehlen, der beim ZDF in der Redaktion „Das kleine Fernsehspiel“ war.
Darüber hinaus könnt ihr auf dem Instagram-Kanal des Career Service der Zentralen Studienberatung vorbeischauen, der in regelmäßigen Abständen Studierende und deren Praktika-, Ehrenamt- und Nebenjoberfahrungen vorstellt.