Als ich noch zur Schule ging, hatte ich ein sehr unkonkretes Bild vom Studium. Irgendwie wichtiger, weil Lehrer_innen dort Dozent_innen hießen und die Leute zur Vorlesung statt in die Klasse gingen. Was ich vor dem Studium noch über das Studieren gedacht habe und wie es heute wirklich aussieht, erfährst du hier.
1. Studieren ist wie Schule
Natürlich wurde mir in der Schulzeit gesagt, Studieren sei ganz anders als Schule. Da müsse dann richtig gelernt werden, wir wären auf uns selbst gestellt und müssten uns unsere Zeit einteilen bla bla bla.
Ich habe das damals nicht ernst genommen und dachte, die Lehrer_innen wollen uns nur Angst machen. Tatsächlich musste ich feststellen, dass Studieren so gar nicht wie Schule ist. Dieses auf-sich-allein-gestellt-sein hatte ich total unterschätzt. Die Strukturen an der Uni sind anders und es hat ein paar Semester gedauert, bis ich verstanden habe, wofür zum Beispiel das Prüfungsamt zuständig ist. Ich musste die Modulstruktur verstehen und eigenständig Veranstaltungen wählen. Das war in meinem Studiengang aufgrund vieler Freiheiten anfangs sehr herausfordernd und ein bisschen vermisste ich die Zeit, als ich einfach nur Deutsch hatte und fertig. Ich habe auch gedacht, dass ich eigentlich immer mit denselben Leuten studieren würde. Aber einige habe ich nach der Einführungswoche nie wieder gesehen. In meinem Studiengang „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ werden Lehrveranstaltungen beispielsweise nicht nur von Studierenden desselben Jahrgangs besucht, sondern potenziell von Bachelor- und teilweise Masterstudierenden aus diversen Semestern. Das ist schon eine Menge neuer und unterschiedlicher Gesichter.
Natürlich ist das je nach Studiengang und (Fach-) Hochschule unterschiedlich, wie und in welchen Punkten sich Schule und Studium unterscheiden. In ganz kleinen Studiengängen bist du zum Beispiel eher in einer Art Klassenverband als in einem mit 300 Menschen. Trotzdem war der Übergang von Schule zur Uni für mich eine Umstellung.
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2. Studierende haben drei Monate Ferien
Die Semesterferien – Was für ein Luxus, im Sommer drei Monate nichts machen zu müssen. Nur Urlaub, Party und Freizeit. So ganz stimmt das natürlich nicht. Ich musste schnell den Unterschied zwischen „Semesterferien“ und „vorlesungsfreier Zeit“ lernen. Diese Begriffe meinen zwar dieselbe Zeitspanne, wecken aber ganz andere Erwartungen. Je nach Studiengang ist der zweite Begriff viel treffender. Du hast keine Vorlesungen. Trotzdem kannst du noch Klausuren oder Hausarbeiten schreiben müssen, vielleicht ein Praktikum absolvieren oder Arbeiten gehen. Erfahrungsgemäß vergeht die Zeit viel schneller, als anfangs gedacht und manchmal habe ich mich auch gefragt, was ich jetzt eigentlich neben den zwei Hausarbeiten genau gemacht habe. Mit einem guten Zeitmanagement ist es natürlich trotzdem möglich, noch andere Dinge außer Uni zu machen. Wie voll die vorlesungsfreie Zeit ist, ist sehr individuell.
3. Ich habe Abi, ich weiß alles
Das klingt sehr abgehoben und eigentlich bin ich nicht die Person, die so etwas selbstbewusst in die Welt schreit. Trotzdem habe ich nach dem Abitur gedacht, ich wäre jetzt mega schlau. Ich wusste immerhin alles aus dem Leben von Schostakowitsch und durch Mathe bin ich auch irgendwie durchgekommen. Was sollte da jetzt noch kommen? Wenn ich das schon geschafft hatte, dann kann ich doch alles schaffen!
Je nachdem was du studierst, ist das Wissen oder die Art und Weise, wie gelernt wird, ganz anders als in der Schule. Bei Kulturwissenschaften beispielsweise werden keine Jahreszahlen auswendig gelernt. Es ist eher wichtig, dass du bestimmte Begriffe und Diskurse kennst, Zusammenhänge siehst und dich durch Textarbeit in Themen einarbeiten kannst. Und ich habe mich in den ersten Semestern sehr dumm gefühlt, weil ich bestimmte Begriffe eben nicht kannte oder viele Stunden für das Lesen von Texten gebraucht habe. Es gibt nicht umsonst das Sprichwort „Wir lernen nie aus“. Wobei es auch utopisch ist zu glauben, irgendwann ALLES zu wissen. Selbst im eigenen Studiengang habe ich immer noch Lücken und Dinge, von denen ich noch nie gehört habe.