Es ist spät. So spät, dass es bereits wieder früh sein könnte. Drei Uhr morgens und ich sitze vor dem Rechner, arbeite an meiner Hausarbeit. Abgabe? Heute!
Zu erledigende Dinge endlos aufschieben und bis zuletzt zu warten, wird prokrastinieren genannt – Ich gehöre leider häufig zu diesen Personen, die das tun. Du auch? Mein Weg, damit umzugehen und zukünftig nicht mehr alles auf den „letzten Drücker“ zu machen, habe ich dir hier zusammengefasst.
Nachschlagen, zusammenfassen, umschreiben, zitieren, kurz etwas googeln, hier der Satz ist nicht so wichtig, löschen, und hier fehlt noch die Definition des Begriffs, hier ausschneiden, dort einfügen. Alle fünf Minuten zwischenspeichern und alle zehn Minuten ein Blick auf die Uhr.
Vier Uhr morgens. Die nächste Tasse Kaffee steht an. Während das heiße Wasser im Filter durch das Kaffeepulver in die Tasse fließt, gehe ich kurz ins Bad, um mein Gesicht mit eiskaltem Wasser wachzuwaschen. Ein Blick in den Spiegel: müde. Mein Schreibtisch ist voller Notizen und Unterlagen – ich liebe es, alles im Blick zu haben. Deswegen liegen auch auf dem Boden Unterlagen neben- und untereinander. Gegenüber vom Schreibtisch, hinter mir, steht mein Bett, gepflastert mit offenen Büchern, die Seiten voller Post-its und hauchdünnen Bleistiftmarkierungen. Keine Zeit zum Abschreiben, zusammengefasst wird spontan und zitiert nebenbei. Natürlich bereue ich es (mal wieder), so spät dran zu sein. Hätte ich doch einfach früher angefangen…
Der Idealfall: nicht aufschieben
Im Idealfall schreiben sich die Hausarbeiten wie von selbst. Das Thema ist super spannend, es gibt genug Literatur und die Gliederung hat die/der Dozent_in schon abgesegnet. Solche Hausarbeiten hatte ich auch. Da arbeitete ich schon lange im Voraus die Literatur durch und fasste alles zusammen. Anschließend musste ich den Text nur noch ausformulieren. Aber wer schon ein oder zwei Semester studiert hat, weiß, dass es nicht immer so einfach ist.
Warum fange ich oft spät an?
Es gibt Arbeiten, da gibt es nicht einmal einen Hauch von Motivation, sondern 1000 Gründe, erst später damit anzufangen. Drei Wochen vor Abgabe: Erst einmal Urlaub machen, Familie und Freunde besuchen. Zwei Wochen vor Abgabe: Erstmal die Netflix-Serie zu Ende schauen, sind ja nur zehn Staffeln. Aber dann geht’s direkt und ohne Ausreden an die Arbeit, versprochen! Eine Woche vor Abgabe: erst einmal Frühjahrsputz. Bei der Unordnung kann doch wirklich niemand arbeiten. Drei Tage vor Abgabe: Überschrift steht, erstmal Pause machen…
Manchmal sind Menschen nun mal erst kreativ-produktiv, wenn sich der nötige Druck aufbaut. Auch ich brauche gelegentlich diesen Druck, um in die Gänge zu kommen. Plötzlich dauert es nur wenige Tage, um die Literatur zu besorgen und diese durchzuarbeiten, um daraus anschließend einen Text zu basteln. Mein Rekord für eine Abgabe lag bei 20 Sekunden vor der Mitternachts-Deadline (ja, das Mail-Programm meiner früheren Uni zeigt sogar die Sekunden an). Ich bin erst am Abend der Abgabe fertig geworden. Bei der abschließenden Textredaktion verlor ich die Zeit aus dem Blick, sodass mir gerade noch genug Zeit blieb, auf eine bereits vorhandene Mail zu antworten, kommentarlos und in hektischer Panik meine Hausarbeit in den Anhang zu packen und auf Senden zu klicken. 20 Sekunden vor Deadline. Ich war also 20 Sekunden von einem „nicht bestanden“ entfernt. Ich schrieb natürlich, einige Minuten nach Mitternacht, eine vernünftige Mail. Die Dozentin beglückwünschte mich zu meiner Punktlandung. Aber nur weil es bei mir klappt, ist es noch keineswegs empfehlenswert. :D Vielleicht befindest du dich gerade selbst in dieser Situation oder möchtest diese Erfahrung um jeden Preis vermeiden.
Die Lösung (für jetzt)?
Jetzt hilft wohl nur durchhalten. Vielleicht hast du noch die Möglichkeit, dich von der Prüfung abzumelden, aber dieser Schritt sollte gut überlegt sein, denn dadurch gibt es nächstes Semester eine Hausarbeit mehr oder das Studium verlängert sich.
Für all die Spätzünder, die eine Nacht durchmachen müssen, gibt es trotz allem ein wenig Trost. Zum einen schaffst du das schon (irgendwie) und zum anderen hast du die Gewissheit, nicht alleine zu sein. In derselben Stadt brennen noch weitere Bildschirme bis tief in die Nacht, manche sogar bis zur Morgendämmerung. In derselben Stadt, in kleinen und großen, nach Kaffee und Tee duftenden Zimmern sitzen auch andere vor ihren digitalen oder analogen Papierbergen und schleppen sich von einer getippten Zeile zur nächsten, von Fußnote zu Fußnote, bis zum letzten Punkt.
Die Lösung für die Zukunft?
Für die Zukunft hilft nur, besser planen und rechtzeitig anfangen. Gerade in der Studienzeit kannst du Zeitmanagement und Selbstorganisation lernen und verbessern. Auch die Uni bietet dir viele Möglichkeiten, dich darin zu verbessern und weiterzubilden. Die Zentrale Studienberatung (ZSB) bietet Coachings an, in denen du dein Zeitmanagement sowie deine Lern- und Arbeitsweise optimieren kannst. Oder unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ bietet die Uni-Bibliothek zusammen mit dem Lese- und Schreibzentrum auch die „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ an. Infos dazu findest du hier. Dort bekommst du viele hilfreiche Infos rund um Recherche und Schreibberatung oder Tipps für die kreative Schreibanregung. Vorbeischauen lohnt sich! Kleiner Tipp: Das Modul zur „Langen Nacht“ ist auch im Learnweb noch offen.
Eine Antwort auf „Die Nacht vor der Abgabe“